Regina Hilber – Palas
Burgschreiber/-innen zu Beeskow: Jeder aus dieser Zunft hat sich mit Stadt und Land auseinandergesetzt und seine Eindrücke in Buchstaben zusammengesetzt. Regina Hilber hat nun die ihren in dem Band PALAS veröffentlicht: Regina Hilber – Palas.
Sie hatte mich gebeten, hierzu ein Nachwort zu verfassen. Es fand dann leider wegen thematischer Überschneidungen keine Aufnahme in den Band. Was nichts anderes heißt als: Es eignet sich hervorragend als Vorankündigung. Es ist mir eine Ehre!
Nachwort heißt Abschied. Heißt Ende. Am letzten Tag ihrer Burgschreiberinnen-Zeit stellte Regina Hilber ihre „Beeskower Burgprotokolle“ in den frisch renovierten Ausstellungsräumen der Beeskower Burg vor. In Text wie Ort spiegelte sich auch dies: die nicht enden wollenden Arbeiten im Hof und in den Gebäuden der alten Festungsanlage, die sich Stück für Stück, Stein für Stein, in eine veritable Museumslandschaft verwandelt. Es ist schön, dies alles Wachsen zu sehen – Texte wie Orte – aber es ist auch nicht so einfach, eine Konzentrationsarbeit in unmittelbarer Nachbarschaft einer (partiellen, temporären) Baustelle zu leisten. Schlimm genug, dass ein literarisches Werk ebenfalls lange Zeit Baustelle ist. 2017 wuchsen so Burg und Burgprotokolle in Beeskow parallel. Und als letztere dann zum ersten Mal zu Gehör gebracht werden sollten, da kamen die Beeskower in bemerkenswert großer Zahl. Es musste in den Nebenraum – ebenfalls voll besetzt – übertragen werden.
Präsentation auf der Burg Beeskow
Die Spannung war groß, was Eingang in die Protokolle gefunden hatte – und wie. Der Blick von außen – immer ein Gewinn, insbesondere, wenn er so poetisch ist – erfreute, bereicherte und amüsierte, aber er hinterließ gelegentlich auch nachdenkliche Stille. Wenn man nun, nach einem Jahr, die Burgprotokolle in vollständiger Reihe liest, zeigen sich sicher noch neue, andere Farben. Die ein Nachwortschreiber gegenwärtig aber noch gar nicht sehen kann: Das Buch ist in diesem Augenblick noch nicht erscheinen, diese Retrospektive also tarnt einen Blick in die Zukunft – womit, an dieser Stelle, das Nachwort an sich ad absurdum geführt ist und Platz machen muss für ein Burgschreiberinnentelegramm, vom benachbarten Berlin aus geführt.
Begegnungen mit Regina Hilber
Die Wahl von Regina Hilber zur Nachfolgerin: Ein sonniger Sommernachmittag auf der Burg: So schnell war sich wohl selten eine Jury einig – trotz einer Vielzahl hochqualifizierter Bewerbungen. Wobei das Wort von den Protokollen ihr – im Gespräch danach – gleich die Herzen öffnete und neugierige Vorfreude hervorrief. Die Einführung ins Amt: Lyrik ist eine Zumutung! Also, mit Mut ans Wort! Das Spiel mit Wörtern, Klängen, Bedeutungen – das Einbringen der eigenen Phantasie ist das, was an der Lyrik Spaß macht. Dann etwas unbeholfene Starthilfe aus der Ferne, Begleitinfos über dies und das, Restaurantempfehlungen: Zweifellos alles überflüssig. Wichtiger war wohl der Austausch über die eine Frage – die zentrale Frage jedes Burgschreibers: Was ist eine Glosse? Was wird gewünscht? Was darf man? Antwort 1: „Alles.“ Antwort 2: „Aber das nicht.“ Tja, was nun? → weiter im Text. Schließlich, im finstersten Winter, die Suche nach einer Kneipe, einer Spelunke, einer verrucht-verrauchten Taverne. – Herrjeh, Beeskow, was bist du friedlich! – Wir entdeckten: einen nächtlichen Blick auf die Burg! Und, wie fast schon erwartet: Auch dort waren die Beeskower bemerkenswert freundlich, zugänglich, hilfsbereit. Den Schlusspunkt – der Abschluss ihrer Amtstätigkeit (wie auch dieses Nachworts) – setzte dann ihre Abschlusslesung, ihre Protokollpräsentation. Ein Fazit – ein Erlebnisbericht – ein Wiederaufleben der Flaneurliteratur. Von Stalin bis Stalking (Stalking?), von Woodoo in Brandenburg und von der Weite des Landes. Anregend, offensichtlich. Eine Veranstaltung, an deren Ende, nach dem Applaus, mich eine begeisterte Beeskowerin ansprach: „Da haben sie uns aber eine tolle Nachfolgerin ausgewählt.“ Das Lob gehört weitergereicht: Es gebührt ihr! Regina Hilber kam an. Fuhr ab – und kehrt nun mit einem Geschenk zurück: Beeskow ist in die literarische Landkarte eingeschrieben.
Auf der Verlagsseite sind weitere Informationen zu Regina Hilber – Palas zu finden.